Die Ecke als Geste
Die Ecke des Bestandsgebäudes wird heute als einzige an der Strassenkreuzung Rieter-/Neugutstrasse gewerblich genutzt. Eine öffentliche Nutzung des Erdgeschosses soll weiterhin zur Belebung des Quartiers beitragen und auch den Ausdruck des Gebäudes mitbestimmen. Aus der intensivierten, öffentlichen Nutzung leitet sich die städtebauliche Prägnanz mit der gestaffelten Volumetrie zur Kreuzung ab.
Durch eine konkav geschwungene Gebäudeecke in der Form eines Viertelkreises wird eine aus dem Strassenraum sichtbare und einladende Geste geschaffen. In diese konkave Wand ist mittig ein Portal eingelassen, das in ein zentrales Foyer führt, von wo die verschiedenen Nutzungen des Hauses erschlossen werden. Die Gewerbe- und Wohnbereiche sollen innerhalb des Hauses mit Bezügen untereinander verflechtet werden und den ganzen Tageszyklus abdecken. Das Haus versteht sich als Beitrag zu einem zwar ruhigen, aber dennoch lebendigen Stadtquartier.
Die Fassadengliederung mit ihrer vertikalen Rhythmik löst sich gegen oben zusehends in feinere Elemente auf. Die Vertikalität folgt dem Prinzip einer gestalterischen Überhöhung und Dramatisierung zur Betonung der Ecksituation. Durch eine klar gegliederte Fassadenordnung an der Strassenkreuzung erhält das Quartier einen ruhenden Pol zur heterogenen Bebauung der Umgebung. Die öffentlichen Nutzungen mit dem Café im Erdgeschoss sowie die Atelierräume im ersten Obergeschoss sind durch eine grössere Gliederung, sowie klassische Elemente wie Sockel und Fenstersturz in der Fassade ablesbar. Die Wohnungen sind durch einen engeren Duktus mit zusätzlichen vertikalen Elementen erkennbar. Die Vertikalgliederung erhält nach oben eine Verjüngung und schafft eine Fassade mit tiefem Relief. Diagonal zur Kreuzung öffnen sich Stadtbalkone für Sichtbeziehungen ins Quartier. Das von der Strasse abgewandt liegende Treppenhaus tritt als eigenständiges, konvexes Volumen aus dem Grundraster in Erscheinung und lässt sich mit der Apsis einer Kirche vergleichen. Durch die räumliche Erweiterung lässt sich der Blick in die rückliegenden Gärten schweifen.
Die Materialisierung der äusseren Fassadenschicht in Klinkerstein greift den Charakter der auch im Quartier vertretenen «Backsteinstadt» Zürich auf und versteht sich einerseits als langlebiger Beitrag zur steinernen Stadt und andererseits als haptisch erfahrbare Oberfläche durch die handwerkliche Fügung.
Art
Neubau / Entwurf
Jahr
Studie 2023/2024
Auftraggeber
Semesterarbeit HS2023/24
Architekturstudium ZHAW
(Master)